Zukunft der Elektrobusse: Verkehrsunternehmen und Bushersteller treffen sich mit Bundesumweltministerin

Hochrangige Vertreter des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und der in Deutschland tätigen Bushersteller trafen sich vergangenes Jahr zu einem Gespräch bei Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks. Dabei ging es um die Zukunft der Elektrobusse im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV): Die Verkehrsunternehmen benötigen weitere Unterstützung der Politik und technische Standardisierungen seitens der Hersteller, um den angestrebten Markthochlauf mit Elektrobussen in den kommenden Jahren zu realisieren.

Bundesweit 40 Unternehmen testen Elektrobusse

Über 40 ÖPNV-Unternehmen in Deutschland testen aktuell bereits Elektrobusse verschiedener Hersteller. „Das zeigt, dass die Branche die politischen Vorgaben zur Elektromobilität auch im Busbereich sehr ernst nimmt. Allerdings gibt es bislang keine Festlegung auf einen einheitlichen technischen Standard, so dass zu viele unterschiedliche Fahrzeuge und Ladesysteme existieren, die damit in der Anschaffung und Wartung zu teuer sind. Die Elektrobusse sind im Vergleich zum Dieselbus im Betrieb nach wie vor nicht zuverlässig genug. Moderne ÖPNV-Busse mit EURO VI-Abgasnorm sind nicht nur wirtschaftlich und zuverlässig, sondern auch äußert emissionsarm. Wenn sich der batteriebetriebene Elektrobus im ÖPNV durchsetzen soll, dann müssen Politik, Verkehrsunternehmen und Hersteller gemeinsam daran arbeiten, dieses Produkt weiter zu verbessern“, so Ingo Wortmann, VDV-Vizepräsident und Vorsitzender der Geschäftsführung der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG).

Austausch über Umweltstandards, alternative Antriebe und Förderprogramme

Im Gespräch mit der Bundesumweltministerin erläuterten die Vertreter der ÖPNV-Unternehmen und der Bushersteller ihre Ansichten zu den aktuellen Diskussionen über die blaue Umweltplakette, über die technischen Entwicklungen alternativer Antriebe beim ÖPNV-Linienbus und über die Notwendigkeit finanzieller Förderung. „Unser Anspruch als Branche ist es, die Mobilitätswende in Deutschland aktiv mitzugestalten. Neben den Fahrzeugen und dem notwendigen Infrastrukturaufbau ist auf politischer Ebene auch eine Neujustierung der Rahmenbedingungen erfolgskritisch: Die neuen Antriebstechnologien sind eindeutig umweltfreundlich, aber sehr stromintensiv. Wenn wir die Wende ernsthaft wollen, ist eine entsprechende Privilegierung erforderlich, wie wir sie vom Schienenverkehr her kennen. Auch die umweltfreundlichen Innovationen im Busbereich dürfen nicht durch eine EEG-Umlage und die Stromsteuer belastet werden.“, so Henrik Falk, Vorstandsvorsitzender der Hamburger Hochbahn.

Neben der Standardisierung der Fahrzeuge und ihrer Ladesysteme ist für die Verkehrsunternehmen vor allem der Aus- und Umbau der Infrastruktur maßgeblich. „Wir müssen uns auch bei der Infrastruktur schnell auf gemeinsame Standards festlegen. Denn Standardisierung reduziert die Kosten und erhöht die Wirtschaftlichkeit. Das ist ein entscheidender Faktor für die Marktdurchdringung der Elektrobusse. Zudem brauchen wir steuerliche Erleichterung bei den Betriebskosten, die beim Elektrobus zurzeit deutlich über denen vom Dieselbus liegen“, so Dr. Sigrid Evelyn Nikutta, Vorstandsvorsitzende der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) abschließend.