Beruf Busfahrer – ein Job auch für Frauen!
Ein Interview mit Busfahrerin Marianne K.

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“In meinem Bus bin ich mein eigener Herr!”

Marianne K. ist Busfahrerin bei den Stadtwerken Aschaffenburg. Für sie gilt: Busfahren – das ist es! Keine Frau fährt länger Bus für die Stadtwerke als Marianne K. „Es gibt keinen besseren Job“, sagt sie auch nach mehr als 30 Jahren, „im Bus bin ich mein eigener Herr.“ Sie muss es wissen, denn sie hat vorher viel ausprobiert, war Kindermädchen, Fußpflegerin, Vorzeichnerin in einer Schuhfabrik, hat die landwirtschaftliche Schule besucht und Bürokauffrau gelernt.

Doch den ganzen Tag im Zimmer sitzen, das ist nichts für die zupackende Blonde. Sie braucht die Bewegung, die Freiheit auf der Straße. „Mir gefällt sehr gut, dass ich im Bus so selbständig sein kann. Und man lernt auf den Fahrten viele Leute kennen, sehr nette auch.“

Als einzige Frau bei der Fahrprüfung

Seit 1990 lenkt das Nordlicht – geboren wurde Marianne K. im Jahr 1951 im niedersächsischen Bentstreek – Busse durch Aschaffenburg. 1979 machte sie ihren Führerschein Klasse II und Bus, in Uelzen war das, 28 Jahre war sie alt. Bei der Fahrprüfung war sie die einzige Frau. „Da hat man gleich gemerkt, dass ich ganz anders fahre als die Männer“, sagt sie selbstbewusst. „Frauen fahren umsichtiger. Man muss zart fahren, mit Gefühl. Das ist gerade für die älteren Fahrgäste wichtig. Man täuscht sich wirklich, welche Fliehkräfte sich auch dann noch entwickeln, wenn man mit 30 um die Kurve fährt!“ Der Führerschein war kaum gedruckt, da bekam sie eine Stelle als Busfahrerin beim öffentlichen Nahverkehr in Uelzen. „Seitdem bin ich tagtäglich mit dem Bus unterwegs!“ Zwei Jahre später, 1981, verschlug das Schicksal sie nach Aschaffenburg, und am liebsten hätte sie gleich wieder in ihrem bisherigen Job als Busfahrerin weitergemacht.

Busfahren in den 80ern – eine Männerdomäne

Doch die Stadtwerke beschäftigten damals nur Männer, kein Einzelfall in Bayern: Würzburg hatte gerade erst Schlagzeilen gemacht, weil die Verkehrsbetriebe eine Fahrerin mit sieben Jahren Fahrpraxis abgewiesen hatten. Man argumentierte, so ist es im Main-Echo-Archiv nachzulesen, deren Beschäftigung sei ungerecht den Männern gegenüber, weil die „Arbeitszeitordnung, die Bestimmungen zum Schutze der Frau enthält“, Nacht-, Sonn- und Feiertagsdienste verbiete. In Aschaffenburg machte man sich ähnliche Gedanken, erinnert sich Walter Elbert, der in den 1980er Jahren Personalrat war. „Dürfen Frauen dieselbe Schicht fahren, was machen wir, wenn eine einen Rock anziehen will, und dann das Problem mit den nebeneinander liegenden Toiletten im Personalraum!“

Busfahrerin für den US-Stützpunkt

Andere sahen das nicht so eng. Marianne K. fand einen Job als Busfahrerin bei den US-Amerikanern. Sieben Jahre lang fuhr sie „überwiegend Schulkinder, aber auch Busse nach Mainaschaff und Hanau“. Als sich Ende der 80er Jahre abzeichnete, dass die Amerikaner die Stadt verlassen würden, klopfte sie nochmals bei den Stadtwerken an – mit Erfolg. Sie wurde allerdings nur eingestellt unter der Voraussetzung, den Berufskraftfahrer zu machen. Damals war gerade die erste Fahrerin, Ursula Muhn, eingestellt worden. Aschaffenburg merkte auf.

„Haben Sie überhaupt einen Führerschein?“

…so hätten manche Fahrgäste gefragt, berichtet Ursula Muhn der Presse nach ihren ersten Arbeitstagen im Juli 1989. Viele Kundinnen aber freuten sich über den Fortschritt in Sachen Emanzipation und den Fahrstil der Busfahrerin. „Die fährt nit so ruckartisch“, wird eine ältere Dame im Main-Echo vom 9. August 1989 zitiert.

14 Busfahrerinnen bei den Stadtwerken Aschaffenburg

Heute arbeiten 14 Fahrerinnen bei den Stadtwerken, Mädchen bewerben sich für die Ausbildung zur Berufskraftfahrerin – das wird gerne gesehen. Marianne K. fährt besonders gern nach Unterafferbach, „wegen der schönen Landschaft“. Obwohl Zeitdruck, der Schichtdienst, motzige Fahrgäste und Stoßzeiten – wenn die Schüler zur Schule, die Berufstätigen zur Arbeit und später alle wieder nach Hause fahren – den Job auch stressig machen:
Etwas Anderes wollte sie nie wieder machen.

 

Weiterführende Infos zu Jobs, Stellenangebote und Ausbildung Busfahrerin:

Wie wird man Busfahrer / Busfahrerin?
Qualifizierung und Ausbildung zum Busfahrer /Busfahrerin
oder Berufskraftfahrer / Berufskraftfahrerin

Wo gibt es Ausbildungsplätze bzw. die Möglichkeit Busfahrer zu werden?
Busfahrer Ausbildung / Busfahrerin Ausbildung in München

Ausbildungsplatz für Busfahrer und Busfahrerinnen in Augsburg
Busfahrer Ausbildung / Busfahrerin Ausbildung in Augsburg!